Tamedia hat die Corona-Krise abgeschüttelt und ist wieder auf Gewinnkurs. Der Berufsverband impressum und die Mediengewerkschaft syndicom fordern die Konzernleitung auf, nun auf weitere Entlassungen zu verzichten.
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ie TX Group, zu der Tamedia gehört, weist für das erste Semester 2021 einen Gewinn von rund 21 Millionen Franken aus. Einen beträchtlichen Anteil am positiven Ergebnis hat die Sparte Tamedia, in der die kostenpflichtigen Tageszeitungen und ihre Onlineauftritte gebündelt sind. «Sämtliche Unternehmen – TX Markets, Goldbach, 20 Minuten und Tamedia – wiesen ein positives bereinigtes Ergebnis aus. Die Marge stieg auf über 10 Prozent. Dem zweiten Halbjahr 2021 sehe ich mit Zuversicht entgegen», erklärt Pietro Supino, Präsident und Verleger der TX Group.
«Fortwährender Abbau journalistischer Leistungen»
Nachdem bei den Zürcher Regionaltiteln und bei den Redaktionen von Der Bund und Berner Zeitung einschneidende Sparmassnahmen mit einem Abbau von mehr als 20 Vollzeitstellen durchgezogen worden waren, verlangt die Mediengewerkschaft syndicom vom Branchenprimus Tamedia deshalb nun einen Marschhalt. Die bereits vollzogenen Entlassungen und Pensenreduktionen seien «mit einem anständigen Sozialplan abzufedern». Zu sistieren sei auch der neuerliche Stellenabbau beim technischen Redaktionspersonal.
«Mehr denn je stellt sich die Frage, ob mit dem fortwährenden Abbau von journalistischer Leistung das Versprechen von Verleger Pietro Supino noch eingehalten werden kann, wonach der Journalismus im Zentrum des Geschäftsmodells stehe», schreibt syndicom. Seriöser Journalismus lebe von vielfältigen Inhalten. «Und der wichtigste Grundstein dafür sind genügend Mitarbeitende mit fairen Arbeitsbedingungen.» syndicom ruft Tamedia deshalb auch dazu auf, sich im Verband Schweizer Medien für die Wiederaufnahme der Verhandlungen für einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) einzusetzen. «Nach bald zwei Jahrzehnten im vertragslosen Zustand braucht es in der Medienbranche dringend verbindliche minimale Standards für Löhne und Arbeitsbedingen», so die Gewerkschaft.
«Journalisten bringen erhebliches Opfer»
Auch der Berufsverband impressum wünscht sich, dass «die Journalistinnen und Journalisten, die wesentlich zu diesem Resultat beigetragen haben, sofort an den positiven Folgen teilhaben». Man sei erfreut, dass Tamedia nun zweifelsohne über die Mittel verfüge für einen Sozialplan, um die Folgen des 70-Millionen-Sparplans abzudämpfen.
In der Suisse Romande konnte impressum mit Tamedia bereits einen Sozialplan vereinbaren. Der Verleger hat dort auch einem Kündigungsmoratorium bis Juni 2022 zugestimmt. impressum ersucht den Verlag, im Lichte der guten Resultate dieses Moratorium zu verlängern und ein ebensolches für die Deutschschweiz zu beschliessen. Begrüsst wird die Tatsache, dass die Tamedia-Aktionäre 2020 auf die Ausschüttung von Dividenden verzichtet haben. «Bleibt festzuhalten, dass die Journalistinnen und Journalisten ein erhebliches Opfer bringen, indem auf ihren Schultern 70 Millionen pro Jahr eingespart werden sollen und viele von ihnen bereits ihre Stelle verloren haben», schreibt der Berufsverband. Man hoffe, dass das Unternehmen im Sinne einer vorsorglichen Geschäftsführung nun Reserven anlege, um den Betrieb langfristig aufrechterhalten zu können, und deshalb auch dieses Jahr auf Dividenden verzichte.
Ergebnisse TX Group
Stellungnahme syndicom
Stellungsnahme impressum
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