Eine selbstsichere Prognose von Ringier-CEO Walder und diplomatische Antworten der anderen Verlagshäuser.
Heute findet die Jahresmedienkonferenz von Ringier statt. Kürzlich sagte Ringier-CEO Marc Walder im eigenen Hausmagazin DOMO zur Situation ums Joint Venture Admeira: "Heute in einem Jahr werden mehrere der Unternehmen, die jetzt "verbieten, verbieten!" schreien, Teil dieser Vermarktungs-Organisation sein."
Ganz schön selbstsicher, die Worte aus dem Ringier-Pressehaus – fast schon eine Provokation.
EDITO machte die Gegenprobe und fragte bei den CEOs der drei anderen grossen Verlagshäuser nach:
"Schliessen Sie diese Möglichkeit für Ihr Unternehmen absolut aus?" Angesichts der massiven Offensive inklusive Gerichtsweg gegen das Joint Venture war von Seiten der drei Verlagshäuser ein klares "Ja natürlich" zu erwarten. Die Antworten fielen erstaunlich diplomatisch aus.
«Als AZ Medien analysieren wir die neue Lage und werden in den nächsten Wochen eine Standortbestimmung machen» liess die AZ-Kommunikation ausrichten. NZZ-CEO Veit Dengler antwortete: "Grundsätzlich wollen wir in einem sich rasch wandelnden Markt für die Zukunft nichts ausschliessen. Eine Beteiligung am Admeira Joint Venture ist nicht Teil unserer gegenwärtigen Werbemarktstrategie." Christoph Tonini von Tamedia sagt: "Es kann durchaus sein, dass einige unabhängige Medienunternehmen, die heute gegen das Joint-Venture kämpfen, sich diesem dereinst anschliessen. Das wäre kein Zeichen für Erfolg, sondern würde schlicht und einfach zeigen, dass die Marktmacht und Wettbewerbsverzerrung so gross sind, dass sich selbst Kritiker dieser nicht entziehen können. Wir waren bisher und sind auch weiterhin offen für Kooperationen, eine Beteiligung an der Werbe-Allianz in unveränderter Aufstellung können wir uns aber nicht vorstellen.
Weisen diese Antworten darauf hin, dass zwischen der Verlegerseite und dem Joint Venture nach Eiszeit jetzt Tauwetter angesagt ist? "Gibt es entsprechende Gespräche", fragte EDITO: "Nein, SRG, Swisscom und Ringier waren bisher nicht zu gemeinsamen Gesprächen mit den unabhängigen privaten Medienunternehmen bereit", antwortete Christoph Tonini. Die AZ Medien und die NZZ gaben dazu kleine Antwort.
Und welche Bedingungen würde Ihr Unternehmen für eine Beteiligung stellen? "Diese müssen vom JV erklärt werden" antwortet AZ Medien. Dengler von der NZZ weist darauf hin, dass der Verlegerverband "zumindest einen diskriminierungsfreien Zugang" fordere. Und Christoph Tonini sagt: "Notwendig ist eine offene Lösung, die allen interessierten Medienunternehmen einen Zugang zum Joint Venture und dessen Daten auf gleicher Stufe erlaubt. Eine Beteiligung an einer wirklich offenen Plattform können wir uns durchaus vorstellen." Es bringe nichts, über die Bedingungen zu spekulieren, wenn man nicht wisse, was SRG, Swisscom und Ringier vereinbart hätten.
An der Ringier Jahresmedienkonferenz doppelte Marc Walder nochmals nach: Er sei persönlich sicher, dass sich bis Ende Jahr weitere "Inventar-Inhaber" Bei Admeira beteiligen würden. Anfragen seien da. Klar ist, dass Walder mit "Inventar-Inhaber" Verlagsunternehmen meint. (Philipp Cueni)
Die Antworten der CEOs stammen von Ende März.
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