Christoph Blocher baut seinen Einfluss auf die Medien über den Verlag der Basler Zeitung massiv aus. Dieser Coup sollte nicht unterschätzt werden. Kommentar von Philipp Cueni
Die BaZ/Blocher-Gruppe übernimmt den Zehnder-Verlag. Sie hat damit Einfluss auf 25 Gratiszeitungen, welche gegen 800‘000 Leser und Leserinnen erreichen. Der Zehnder-Verlag selbst weist sogar eine Auflage von einer Million aus. Die Gratis-Wochenzeitungen der Zehnder-Gruppe decken geographisch die Ostschweiz von Schaffhausen über Zürich bis zum Rheintal und ins Bündnerland ab, dazu ein Gebiet um Luzern und Zug sowie Emmental, Entlebuch und Oberaargau bis nach Zofingen.
Mit den Gratis-Wochenzeitungen übernimmt Blocher nicht nur Publikationen, sondern auch ein Vertriebsnetz. Er kann neben Einfluss auf die Redaktionen günstig politische Anzeigen schalten oder politische Beilagen mitverteilen. Dieser Blochersche Coup auf dem Mediensektor sollte nicht unterschätzt werden.
Wenn die Basler Zeitung und der Zehnder-Verlag betonen, dass man mit diesen Titeln mit nationalen, insbesondere politischen Themen keine Leser und somit auch keine Inserenten gewinne, ist das Augenwischerei. Die Erfahrung der Basler Zeitung zeigt, dass Blocher dann Publikationen kauft, wenn er sie politisch nützen will. Im Fall der Zehnder-Publikationen bietet sich zudem eine logistische Struktur, welche für weitere Blocher-Publikationen hilfreich sein können.
Damit baut Blocher seinen Einfluss auf die Medien nach Basler Zeitung, Weltwoche und Tele Blocher massiv weiter aus. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Informationen, wonach Blocher versucht habe, andere Zeitungen aufzukaufen oder bei Zeitungsverlagen Einfluss zu gewinnen. Das letzte Beispiel war ein bemerkenswertes Angebot von BaZ-Anwalt Martin Wagner an Ringier. Somit stellt sich die drängende Frage nach unabhängigem Journalismus in der Schweiz einmal mehr.
Ihr Kommentar