Aktuell – 22.02.2015

Deutsche Konzerne wollen saubere Werbung

Verkehrte Welt? In Deutschland, so berichtet das "Manager Magazin", hat der "Arbeitskreis Corporate Compliance der deutschen Wirtschaft" einen Kodex vorgelegt, um die "verdeckte Einflussnahme werbender Unternehmen auf die redaktionelle Berichterstattung zu stoppen".

Die deutsche Wirtschaft macht sich Sorgen, weil die Macht der Werbekunden angesichts der wirtschaftlichen Situation der Medien so gross geworden ist, dass die Grenze zwischen Werbung und redaktionellem Teil mehr und mehr verschwindet. Deshalb hat der "Arbeitskreis Corporate Compliance der deutschen Wirtschaft" einen "Kodex für die Medienarbeit von Unternehmen" erstellt. Nachzulesen ist dies im "Manager Magazin".

Der Kodex enthält Regeln wie etwa:

Unternehmen und Medien schulden dem Verbraucher Transparenz, ob ein Beitrag werblich oder redaktionell ist.

oder

Die Unternehmen und deren Mediaagenturen beachten die organisatorische Trennung von Werbe- bzw. Vermarktungsabteilung und Redaktion in den Medienunternehmen. Sie erwarten oder verlangen im Zusammenhang mit dem Schalten von Werbung keine redaktionellen Beiträge und wirken auf eine klare Erkennbarkeit oder Kennzeichnung der Werbung als Werbemittel hin.

Ziemlich schockierend. Denn eigentlich wären ja die Medienunternehmen die Wächter an der Mauer zwischen Werbung und redaktionellem Bereich. Offenbar sind sie aber so käuflich und erpressbar geworden, dass die Wirtschaft um die Unabhängigkeit der Medien bangt. Eine Unabhängigkeit, die nicht zuletzt für die Werbung wichtig ist, wie der "Arbeitskreis" festhält: Täusche ein Medienprodukt durch Vermischung von werblichen und redaktionellen Beiträgen die Medienkonsumenten, würden sich diese, wenn sie es erkennen, "von dem Produkt oder dem Unternehmen" abwenden.

Dem "Arbeitskreis Corporate Compliance" gehören die Compliance-Verantwortlichen verschiedener Unternehmen an, darunter Grosskonzerne wie Allianz, BASF, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Eon, MunichRe, RWE und Volkswagen.

Wer wäre eigentlich in der Schweiz für so einen Kodex zuständig? Tipps, wen wir darauf ansprechen müssten, nimmt Edito+Klartext gerne entgegen.

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