Frédéric Mérat arbeitet als Journalist bei der Neuenburger Tageszeitung ArcInfo.
Eine grosse Zusammenkunft mit all den Leuten, die in und um die Redaktion von ArcInfo wirken, hätte es geben sollen – und zwar noch vor den Sommerferien. Doch das Wiedersehen wurde wegen schlechten Wetters abgesagt. Nach zuletzt vielen coronabedingten Absagen machte diese eine aber den Braten auch nicht fett …
Vor der Pandemie schrieben wir unsere Artikel hie und da zu Hause oder von unterwegs. Jetzt, mit der Pandemie, ist es die Regel. Zum Glück hat unser Arbeitgeber es einigen während der Coronakrise ermöglicht, weiterhin im Büro zu arbeiten. Ansonsten hat die Mehrheit gute Miene zum bösen Spiel gemacht – auch ich. Mit einem Kleinkind zu Hause war das nicht immer einfach. Zwar war der Alltag nun mit viel mehr Glücksmomenten gesegnet als zuvor. Leider klebten wir durch diese «aussergewöhnliche Situation» aber ständig an unseren Bildschirmen. Ein journalistischer Trend wurde dadurch verstärkt: weniger Zeit, weniger Redaktionsmitglieder, aber mehr Produktivität im Arbeitsalltag.
Natürlich kann eine Journalistin auch aus der Distanz gute Arbeit verrichten. Doch sie hat weniger Quellen (ergo weniger Informationen) zur Verfügung und läuft Gefahr, sich vom Geschehen vor Ort zu entfernen. Das Salz in der Suppe fehlt: die dem Beruf so eigenen und wichtigen persönlichen Begegnungen!
Dennoch hat es der Lockdown geschafft, zwischen Medienschaffenden und ihren Gesprächspartnerinnen und -partnern eine Verbundenheit zu schaffen, trotz Isolation. Am Telefon gab manch einer offener Auskunft als sonst. Gleichzeitig war es manchmal schwieriger, vonseiten der Behörden Informationen zu erhalten. Sie glaubten andere Prioritäten zu haben oder wollten schlicht nur das Nötigste herausrücken.
Die Bevölkerung aber musste wie selten zuvor mit Informationen versorgt werden. Die Leute zu Hause waren neugierig und lechzten richtiggehend nach News. Die Folge: Unser Publikum wuchs. Dieses Interesse seitens der Leserschaft hat unserer Arbeit einen Sinn gegeben.
Während physische Kontakte sehr selten wurden und die Anzeigen zurückgingen, wurde Information zur moralischen Unterstützerin. Nicht zuletzt dank dieser Unterstützung, aber vor allem auch wegen der öffentlichen Gelder konnten wir die Krise meistern. Heute ist wieder etwas Normalität eingekehrt, der tägliche Weg ins Büro ist der Beweis dafür. Ich habe das Glück, weiterhin Teilzeit im Homeoffice arbeiten zu dürfen – für mich eine willkommene Abwechslung!
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