Der Sportchef des FC Aarau demissioniert, der FCA ist in der Krise, und Leser der AZ verlangen den Rücktritt eines Sportjournalisten. Die Posse erzählt viel über das Verhältnis von Sportverein, Publikum und Journalismus. Von Philipp Cueni
"Der AZ Schreiberling sollte auch zurücktreten. Immer nur Negatives schreiben über den FCA ist eine Sauerei." So einer von vielen Leserkommentaren nach dem Rücktritt von Urs Bachmann, Sportchef des FC Aarau.
Der kritisierte Sportjournalist Ruedi Kuhn hatte in einem Text (30.6.) den Rücktritt des Sportchefs des kriselnden Aarauer Fussballclubs kommentiert und gleich auch öffentlich gemacht, dass der FCA-Präsident jetzt sauer auf ihn, den Journalisten sei. Und dabei auch sein Verhältnis zum Präsidenten selbst thematisiert: "Ich kenne Alfred Schmid seit knapp zehn Jahren. Uns verbindet ein kollegiales Verhältnis. In der Regel trinken wir alle zehn Tage einen Kaffee zusammen, sprechen über den FC Aarau und über Gott und die Welt. Wir klopfen Sprüche und lachen darüber. Fredi hat mir in der Vergangenheit die eine oder andere Geschichte gesteckt."
Das kollegiale Verhältnis des Clubpräsidenten mit dem Journalisten – geht das? Sind Kollegialität und professionelle, kritische Distanz zusammen möglich? Die Situation im Aargau demonstriert etwas Grundsätzliches: Das Verhältnis zwischen Sportverein, Medien und Journalismus. Der Journalist Kuhn zitiert seinen Kollegen Clubpräsidenten in seinem Kommentar so : «Es kann doch nicht sein, dass die ‹Aargauer Zeitung› als Premiumsponsor des FC Aarau ein Mitglied der Führungscrew so heftig kritisiert und mit der Berichterstattung der vergangenen Tage praktisch zum Rücktritt auffordert.»
Der Präsident des FCA bringt es auf den Punkt: Welche Erwartungen haben Veranstalter, Vereine, Verbände und Akteure aus dem Sport an die Medien und Journalisten, – gerade auch wenn sie über Partnerschaften und Sponsoring verbunden sind? Wo rächt sich falsche Kumpanei und Nähe von Seiten der Journalisten? Und wo hat die Seite des Sports noch nicht gelernt, dass Journalismus eine kritische Aufgabe hat und nichts mit Fantum, mit regionaler (oder nationaler) Solidarität zu tun hat?
In einem Beitrag von Radio SRF von Ende August sagt Albert Staudenmann, Medienchef von YB: "Beide Seiten hätten andere Interessen, aber eine gewisse Zusammenarbeit brauche es schon, "wir wollen eine partnerschaftliche Beziehung zum Journalismus". Die Partnerschaft dürfe nicht soweit gehen wie etwa in Deutschland, bei welcher der NDR (ARD) Medienpartner des HSV sei und die "RuhrNachrichten" die App von Borussia Dortmund füttere.
Interessant an den Leserkommentaren in der AZ ist: Auch die Premiumpartnerschaft der AZ Medien wird kritisch beurteilt. Und es gibt auch Verständnis für die journalistische Seite: "Kritischer Journalismus ist wichtig, aber er sollte auch fair sein und alle Seiten berücksichtigen".
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