Der Krach im Verlegerverband und die neue Allianz von Ringier-SRG-Swisscom: Eine Einschätzung von Philipp Cueni, EDITO Medienmagazin
Beim Verlegerverband hat es gekracht: Ringier ist auf Grund unüberbrückbarer Differenzen aus dem Verband ausgetreten. Überraschung? Nein. Eher überraschend war die neue Allianz von Ringier/Swisscom/SRG auf dem Vermarktungssektor, welche vor drei Tagen bekannt gegeben worden war. Denn die Verleger mit Ringier an vorderster Front sind noch vor knappen 12 Monaten heftig auf die SRG losgegangen. Und überraschend waren die zuerst sanften Reaktionen von Seiten der anderen Verlagshäuser auf diese neue Kooperation von Ringier und SRG: Der Präsident des Verlegerverbandes hatte diese am Montag sogar positiv kommentiert.
Jetzt nimmt der Verlegerverband erstmals zum SRG/Ringier/Swisscom-Joint Venture offiziell Stellung, und das sehr pointiert: "enttäuscht", "höchst bedenklich", "Marktverzerrung" und "bedauerlich, dass dies zusammen mit einem der grössten privaten Medienhäuser der Schweiz erfolgt". Offenbar ist Ringier innerhalb des Verlegerverbandes mit seinem Vorgehen an der Retraite von gestern klar isoliert worden. Ob der Verlegerpräsident, Hanspeter Lebrument, nach seiner positiven Stellungnahme intern jetzt auch überstimmt worden ist, muss man vermuten. Anders herum: Durchgesetzt im Verband hat sich offenbar die Linie von Tamedia und Pietro Supino, zu welchem Ringier-CEO Marc Walder vor zwei Tagen in Bezug zur Haltung gegenüber der SRG deutlich auf Distanz gegangen ist.
Um was geht es denn beim neuen Büdnis von Ringier/SRG/Swisscom? Um viel. Und tatsächlich krempelt es die Schweizer Medienlandschaft grundlegend um.
Einerseits geht es um eine gemeinsame Firma, welche für alle Medien der drei Unternehmen Werbung verkaufen soll. Dabei erstaunt zuerst, warum Ringier diese Kooperation alleine, ohne die andere Verlagshäuser eingegangen ist. Das hat die anderen Grossen, also Tamedia, NZZ, AZ Medien, offenbar verärgert – bei allen anderslautenden Beschwichtigungen in den ersten Reaktionen von vorgestern.
Ein kurzer Blick zurück: "Kooperationen" war im letzten Jahr das strategische Modewort. Man durfte gespannt sein, wer welche Form einer Zusammenarbeit mit wem einleiten würde. Dabei wies SRG-Generaldirektor Roger De Weck immer wieder darauf hin, man müsse gegenüber der internationalen Konkurrenz auch zwischen Verlegern und Service public-Medien kooperieren statt sich anzugreifen. Die Vereinbarung mit Ringier ist, Folgerung eins, ein strategischer Erfolg für ihn. Und Ringier andererseits ist der einzige Verlag, der aus der Kooperationsstrategie einen konkreten Schluss gezogen hat.
Zum zweiten ist die politische Isolation der SRG nach den harten Angriffen von Verlegerseite jetzt durchbrochen. Gerade Tamedia-CEO Supino, auch Mitglied im Verlegervorstand, hatte in den vergangenen Wochen die SRG sehr grundsätzlich angegriffen, die Forderungen und der Ton der Verleger sind gegenüber der SRG schärfer geworden – allerdings auch relativiert mit vermittelnden Aussagen des Präsidenten Lebrument. Folgerung drei: Die Linie und die Front der Verleger scheinen zumindest in dieser Frage nicht einheitlich zu sein. Und eine eigene Kooperationsstrategie ist nicht ersichtlich.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch zwei Stimmen, jene von Kurt Schaad (Joiz) und Kurt W. Zimmermann (freier Weltwoche-Kolumnist), welche eher SRG-kritisch und Verleger-nahe sind: sie haben das Gezänk zwischen Verleger und SRG als unproduktiv kritisiert.
In drei Wochen findet der Jahreskongress des Verlegerverbandes statt. Es ist anzunehmen, dass mit dem Austritt von Ringier die Unruhe im Verband eher zugenommen hat. Es wird ein spannender Kongress werden!
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