Klicks scheffeln mit Fremdenfeindlichkeit? Nein, sagt der TV-Sender joiz. Und fordert auch die anderen Medien dazu auf, sich dieser Haltung anzuschliessen. Dass Handlungsbedarf besteht, belegt joiz mit Beispielen aus hiesigen Medien.
"Liebe Journalisten und Journalistinnen, auch ein paar Megatonnen von Klicks rechtfertigen nicht, dass wir Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile schüren" – dies schreibt joiz auf seiner Website. Und zeigt in einem ironischen Text auf, wie es abläuft, wenn Medien "Fremdenfeindlichkeit und Rassismus mit ‚sanften Anspielungen‘ nutzen, um Klicks zu generieren".
"Clickbaiting", erklärt joiz, ist "die Kunst, User mittels grossartiger Ankündigungen auf eine Website zu locken" – auch wenn diese Ankündigungen dann nicht eingelöst würden oder im Artikel sogar das Gegenteil der Ankündigung stehe. Und "Clickbaiting Next Level Shit" ist laut joiz das "Clickbaiting mit Fremdenfeindlichkeit": Man lockt fremdenfeindliche User mit fremdenfeindlichen Anspielungen auf die Website – und schon hat man Klicks. Joiz nennt die "fünf goldenen Regeln" dieser Art von Clickbaiting" – "Dumm klickt gut!", "Braune Klicks stinken nicht.", "Man wird ja wohl noch fragen dürfen!?", "Scheiss nicht auf Schisshasen!" und "Fremdenhasser aller Dörfer, vereinigt euch!" – und illustriert sie mit Beispielen aus den Online-Auftritten von "FOCUS", "SonntagsBlick", "Tages-Anzeiger", "20 Minuten" und "Blick".
Warum dieser Artikel? Und warum gerade jetzt? "Es ist ein Aufruf von joiz, er ist aus Zufall erst nach dem Aufruf in den "Tagesthemen"* erschienen. Denn wir haben schon länger darüber diskutiert, was da geschieht: Man verkauft so Geschichten, setzt, nur um mehr Klicks zu haben, auf eine fremdenfeindliche Empörungsschiene", sagt Alexander Sautter, joiz-Programmleiter. Damit gebe man einer Minderheit das Gefühl, Teil einer grossen Bewegung zu sein. "Wir haben auch über unsere Rolle diskutiert; schliesslich sind wir ja auch in diesem Business. So kam es zu diesem ziemlich ironischen Text mit entsprechenden Beispielen, aber auch dazu, dass wir uns verpflichten, nicht durch fremdenfeindliche Anspielungen Klicks zu generieren", so Sautter weiter.
In der Tat endet der Text mit einem Versprechen und einem Aufruf: "Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind schäbig. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus mit "sanften Anspielungen" zu nutzen, um Klicks zu generieren, ist auch schäbig. Wir sind bei joiz zwar kein grosses Medienunternehmen, sondern nur ein kleines. Aber wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und erklären uns zur Ausländerfeinde-feindlichen Zone! Wir verpflichten uns, keine schäbigen Klicks durch fremdenfeindliche Anspielungen zu generieren. Wir verpflichten uns, dagegen zu halten, wenn dumpfer Ausländerhass geäussert wird! Wir wollen uns einsetzen gegen Rassismus und Diskriminierung. Schliesst euch uns an!"
Das kann man, findet Edito+Klartext, nur unterschreiben. Und wir sind gespannt, ob der "Schliesst euch uns an!"-Appell Wirkung zeigt – oder ob sich Vertreter der zitierten Medien mit einer Reaktion melden. Hinweise auf beides nimmt Edito+Klartext gerne entgegen.
*In einem (seither in den Social Media weit verbreiteten) Kommentar in den ARD-"Tagesthemen" hat "Panorama"-Moderatorin Anja Reschke am 5. August dazu aufgerufen, fremdenfeindlichen Hass-Schreibern im Netz Paroli zu bieten.
2 Kommentare
#1
#2
Ihr Kommentar
10.08.2015