Mehr Qualität – aber einige Fragen zu MQR-22
Good News aus der Forschung: «Die Schweizer Medien haben an Qualität gewonnen», sagte fög-Forschungsleiter Daniel Vogler anlässlich der Präsentation des Medienqualitätsratings 2022 (MQR-22). Mit guten Nachrichten ging es weiter: Die meisten Nachrichtensendungen in Radio und Fernsehen konnten ihre Qualität steigern. Die meisten Tages- und Onlinezeitungen haben sich in drei von vier Qualitätsdimensionen verbessert. Alle Sonntagszeitungen und Magazine erzielten einen höheren Qualitäts-Gesamtscore als beim Rating 2020. Und alle Boulevard- und Pendlerzeitungen konnten ihre Berichterstattungsqualität in den letzten beiden Jahren steigern.
Grund zur Freude also. Natürlich kann man sich trotzdem Fragen stellen. Wird die Medienqualität jetzt wieder schlechter, weil die Fortschritte bei den Merkmalen «Relevanz» und «Einordnungsleistung» vor allem mit der Corona-Berichterstattung zu tun hatten? Könnte die Wissenschaft auch den Qualitätsverlust durch die Medienkonzentration ausweisen? Reicht es für eine qualifizierte Aussage aus, wenn bei der Publikumsbefragung auch diejenigen die Qualität eines Mediums bewerten, die es nur «ab und zu» nutzen? Müsste die Themenvielfalt nicht auch auf regionaler anstatt nur auf nationaler Ebene betrachtet werden? Und warum war an der MQR-Medienkonferenz niemand von der NZZ da, um den ersten Preis in der Kategorie «Tages- und Onlinezeitungen» abzuholen?
Was solls. Geniessen wir – mit der NZZ, den übrigen Kategoriensieger*innen (WOZ, watson.ch und Echo der Zeit) und allen anderen – die für einmal guten Nachrichten über Medien und Journalismus. Die nächsten Bad News kommen bestimmt.
Mehr Gleichstellung – aber Sponsoring-Unbehagen bei Ringiers EqualVoice
Gleichstellung ist wichtig. Und die EqualVoice-Initiative von Ringier ist sicherlich eine gute Sache. Damit sollen Frauen in den Medien sichtbarer werden und häufiger in Texten vorkommen.
Man kann bei einem solche Anliegen aber auch stolpern. Oder sich verfahren. Auf blick.ch, handelszeitung.ch und in der Handelszeitung erschien kürzlich ein Artikel über die Architektin Tilla Theus. Er berichtete über Theus Arbeit und Erfolge, über Gleichstellung in der Architektur und passte gut zu EqualVoice. In einem Kasten wurde denn auch auf die Initiative verwiesen.
Bloss: Der Artikel war Sponsored Content für Land Rover, verfasst von Ringier Brand Studio. Im Video zum Blick-Artikel sass Theus in einem Rover, ein Bild in der Handelszeitung zeigt den «neuen Range Rover» vor einem von Theus entworfenen Gebäude.
Ringier hat alle Gebote zum Sponsored Content eingehalten, hat alles klar ausgewiesen. Da gibt es nichts zu bemängeln. Ausser, dass die Kombination von «Wir setzen uns für Gleichstellung ein» und «Wir lassen uns dafür von einem Autohersteller bezahlen» einen Beigeschmack hat.
Ist es nicht heikel, sich bei EqualVoice-Aktivitäten sponsern zu lassen? «Nein», antwortet Daniel Riedel, Mediensprecher der Blick-Gruppe: «Denn wir stellen fest, dass sich immer mehr Kunden in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männer positionieren wollen und sich auch gezielt dafür einsetzen möchten.» Und: «Wir wählen unsere Partner nach diversen Gesichtspunkten sorgfältig aus und achten bei der Auswahl darauf, dass sie mit den Grundsätzen der EqualVoice-Initiative einhergehen.»
Der Beigeschmack bleibt trotzdem.
Mehr «Tschugger » – aber bei SRF noch nicht gleich
Er ist wieder da! Es gibt neue Geschichten über Bax, den coolsten Polizisten im Wallis – er hat immerhin einst Bernard Rappaz verhaftet! –, über Smetterling, Pirmin, Valmira und die ganze Truppe. Seit Donnerstag läuft endlich die zweite Staffel «Tschugger» … auf Sky Show. Im Pay-TV. Bei Fernsehen SRF hingegen wird «Tschugger 2» erst ab dem 18. Dezember zu sehen sein, drei Monate nach der Première.
Warum? Es hat mit der Finanzierung zu tun: Die beiden Staffeln wurden laut Baptiste Planche, Leiter Fiktion bei SRF, mehrheitlich durch SRF finanziert, dazu kamen Förderbeiträge, Eigenmittel der Produktionsfirma sowie eine Beteiligung von Sky: «Der Finanzierungsanteil von Sky bei Staffel zwei ist markant höher, als er bei Staffel eins war, was die dreimonatige Vorabexklusivität für Sky begründet.» Laut Planche kostete die Produktion der ersten Staffel rund 3 Millionen Franken, die der zweiten rund 3.4 Millionen. Wie der «markant höhere» Anteil von Sky aussah, wird nicht bekanntgegeben.
Die Wartezeit auf «Tschugger 2» überbrücken, indem man auf SRF nochmals «Tschugger 1» schaut, geht leider auch nicht. «Tschugger 1» ist weder bei Play SRF noch bei Play Suisse zu finden. «Beide Staffeln sind während der Vorabexklusivität exklusiv bei Sky zu sehen», heisst es bei SRF. Für Serafe-Gebühren-Zahler*innen bedeutet das bis Dezember: gar kein «Tschugger».
SRF hat für «Tschugger» erstmals mit einem Streamingdienst zusammengearbeitet. Für die nächsten Zusammenarbeits-Verhandlungen wünschen wir mehr Glück.
Bettina Büsser
Redaktorin EDITO
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