Aktuell – 02.09.2014

Locarno-Impressionen

Locarno Filmfestival – das sind neben vielen Filmen auch viele Medienschaffende, viele – nicht nur Film- – Journalisten  Das sind auch journalistische Arbeiten im Film. Und vieles mehr – einige Eindrücke.

Die "semaine de la critique" – eine Reihe von Dokumentarfilmen, ausgewählt von der Vereinigung der Filmjournalisten. Das sind Reportagen, welche auf Recherchen und Langzeitbeobachtungen basieren – quasi Journalismus auf der Leinwand. Dieses Jahr etwa in "La mort du Dieu serpent": eine 20-jährige Frau, welche seit 17 Jahren in Paris lebt und dann wegen einer kleinkriminellen Handlung ohne richtiges Verfahren ins Land ihrer Herkunft, Senegal, abgeschoben wird. Dort lebt sie fern ihrer Familie in Paris, eine Fremde in der angeblichen Heimat. Interessant zu beobachten, wie der Dokumentarfilmer arbeitet, zum Beispiel, wenn er sich für Aufnahmen während längerer Zeit im kleinen Dorf in Senegal  aufhält – als weisser Exot. Langzeitstudien arbeiten immer in der Hoffnung, eine spannende Geschichte dokumentieren zu können, schreibt das Programmheft. "Das kann nicht immer nahtlos gelingen", – der Dokumentarfilm arbeitet wie der Journalismus mit dem Risiko, eine Recherche ohne sicher vorauszusehendes Resultat angehen zu müssen. Oder "The Stranger" von Neasa Ni Chianain: "Einer Detektivin gleich befragt die Filmemacherin die Inselbewohner … und verwebt diese Zeugenaussagen mit Archivmaterial" (Programmheft). Der Film "Mulhapar" von Paolo Poloni (CH) zeige "pakistanischen Alltag fern von Zeitungsmeldungen, wie wir sie üblicherweise lesen" (Programmheft).

Die Geschichte von "Sufrit", einer Produktion von Angelina Jolie, basiert auf einer realen Begebenheit, es handelt sich aber um einen Spielfilm. Den Film über die Geschichte, wie sich eine NGO von äthiopischen Frauen gegen Zwangsheirat und Vergewaltigung wehrt, hatte Bundesrat Didier Burkhalter als Auftakt gewählt, um die neue Initiative "Demokratie ohne Grenzen"  vorzustellen – quasi ein Gegenprojekt zu den isolationistischen Initiativen der SVP. Das Festival von Locarno trägt die Initiative offiziell mit – und zeigt mit dieser Aufführung, welche politische Kraft ein Film haben kann. Erstaunlich, wie wenige Medien über die Lancierung dieser Initiative berichtet haben. Und schade, dass das Festival nicht den Mut hatte, diesen Film prominenter auf der Piazza zu programmieren.

Die Filmjournalisten haben nicht nur berichtet, nicht nur die "semaine" präsentiert, sie haben auch über die Situation des Filmjournalismus diskutiert (siehe Artikel in Edito +Klartext: "Grosses Kino – magerer Filmjournalismus"). Und sie haben auch Fussball gespielt – beim traditionellen Match um den Hannes Schmidhauser–Cup. Die Movie All Stars (vor allem Journalisten) haben nach drei Niederlagen hintereinander wieder einmal gegen die "Pro Cinema Kickers" gewonnen! Es gibt ihn, den erfolgreichen Journalismus!

fussball locarno 1

 

 

 

 

 

Und noch etwas Klatsch: Eine Mitarbeiterin von Swiss Film entdeckte, dass der Chefredaktor von Edito +Klartext auf dem offiziellen Plakat des Festival zu sehen ist – bei einer Aufnahme ins Publikum beim Festival 2013. Wer entdeckt ihn?

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