Die Personalvertretung von Tamedia und das Zürcher Verlagshaus haben sich in der Westschweiz auf einen Rahmensozialplan geeinigt. Dieser gilt während drei Jahren, in denen der Medienkonzern schweizweit 70 Millionen Franken einsparen will.
Nach rund zwanzig Verhandlungsrunden haben sich die «Coordination des Rédactions» – die gemeinsame Vertretung der Arbeitnehmenden der Westschweizer Tamedia-Redaktionen – und Tamedia auf einen Rahmensozialplan geeinigt.
Tamedia hatte Ende Mai den Abbau von sechseinhalb Vollzeitstellen in der Romandie angekündigt und ein Konsultationsverfahren eröffnet. Die «Coordination» schlug daraufhin zusammen mit dem Berufsverband impressum eine Reihe von Alternativen zu Entlassungen vor. «Leider war Tamedia nicht bereit, darauf einzusteigen», heisst es bei impressum. Dank freiwilliger Abgänge konnte immerhin der Personalabbau auf fünf Vollzeitpensen reduziert werden; davon betroffen sind sieben Personen. Zudem einigten sich die Sozialpartner auf einen Rahmensoziaplan, den alle betroffenen Westschweizer Redaktionen nun angenommen haben. Tamedia sichert auch zu, ein Jahr lang auf weitere wirtschaftlich begründete Kündigungen zu verzichten.
«Schlichtweg skandalös»
Man bedaure die menschlichen und sozialen Folgen des Abbaus zutiefst, schreiben die «Coordination» und impressum in einer Medienmitteilung. Gleichzeitig sei man auch «erleichtert, dass sich die Generaldirektion von Tamedia endlich weniger unflexibel gezeigt hat, nachdem der Präsident der Waadtländer Schlichtungsbehörde – angerufen durch das Personal – interveniert hat». Dadurch seien die Bedingungen des Sozialplans schliesslich verbessert worden.
Auch die Gewerkschaft syndicom würdigt die Arbeit der «Coordination». Wie vor drei Jahren bei der Einstellung der Westschweizer Tageszeitung «Le Matin» habe die Personalvertretung «mit grossem Engagement Sparvorschläge ararbeitet, um die Anzahl Kündigungen zu minimieren». Trotz Zustimmung zum Sozialplan dürfe jedoch «das unwürdige Verhalten der grössten Schweizer Mediengruppe im Sozialdialog nicht vergessen werden», schreibt syndicom. Es sei «schlichtweg skandalös, dass ein so gut gestelltes Unternehmen an einer Sparpolitik festhält, die im Wesentlichen aus Fusionen, dem Einstellen von Titeln und Entlassungen beruht».
Noch keine Einigung in der Deutschschweiz
In der Deutschschweiz laufen die Verhandlungen für einen Sozialplan noch. Die Redaktionen sind nun an die Eidgenössische Einigungsstelle gelangt. Die Entlassung von fast einem Drittel des Personals in den Redaktionen der beiden Berner Tageszeitungen «Der Bund» und «Berner Zeitung», die am 1. Oktober fusioniert werden, erfolgt momentan noch ohne ausgehandelten Sozialplan. Dank individuellen Pensenreduktionen von rund einem Dutzend Journalistinnen und Journalisten und freiwilliger Abgänge konnte der Stellenabbau immerhin etwas abgemildert werden. syndicom fordert den Tamedia-Konzern auf, «seine soziale Verantwortung endlich wahrzunehmen»: «Die von den Medienkonzernen geforderten Subventionen sind nur dann gerechtfertigt, wenn die Grundrechte der Belegschaft und der zahlreichen Freelancerinnen und Freelancer geachtet werden.»
Medienmitteilung impressum
Medienmitteilung syndicom
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