Die Belegschaften der Tageszeitungen Der Bund und Berner Zeitung BZ potestieren gegen den Abbau von rund 20 Vollzeitstellen und gegen die vollständige Zusammenlegung ihrer Redaktionen. Auch impressum und syndicom warnen vor den Folgen der geplanten Fusion der beiden Redaktionen in Bern.
Obwohl die «Berner Zeitung» und «Der Bund» seit 2007 beide Tamedia gehören, konnte dank öffentlichem Druck an der Beibehaltung von zwei getrennten Redaktionen bislang festgehalten werden. Damit blieb in Bern trotz der Eigentümerkonzentration und einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen die Informations- und Meinungsvielfalt erhalten.
2021 will die TX-Tochter Tamedia nun jedoch beide Redaktionen zusammenlegen und Kosten – namentlich beim Personal – einsparen. Die Zeitungstitel sollen zwar erhalten bleiben, doch dahinter wird künftig eine einzige Redaktion beide Titel mit weitgehend identischen Inhalten beliefern.
«Tamedia sägt am eigenen Ast»
Tamedia zertrümmere damit das Berner Modell «zur halben Sache», kritisiert der Berufsverband impressum in einer Mitteilung. «Der Bund und die Berner Zeitung sind nicht nur zwei Titel, sondern zwei Geschichten, zwei Geschmäcker, zwei Sichtweisen», erklärt Markus Dütschler, Präsident der Personalkommission des Bundes und von impressum Bern. «Während Der Bund als urbanes Blatt vor allem die Stimme der Bundesstadt ist, deckt die Berner Zeitung den ganzen Kanton stärker ab. Der Kanton Bern braucht beide Konzepte in ihrer Vielfalt.» Und Urs Thalmann, Geschäftsführer von impressum ergänzt: «Wer in Bern wirklich informiert sein wollte, liest stets beide Titel. Mit der weitgehenden Vereinheitlichung der Inhalte wird Tamedia auch Leserinnen und Leser verlieren. Damit sägt Tamedia am eigenen Ast.»
Unterstützung für die Belegschaft
Die Leiterin des Sektors Medien von syndicom, Stephanie Vonarburg, betont, dass der geplante Abbau in Bern in Zusammenhang mit dem schweizweiten 70-Millionen-Franken-Sparpaket von Tamedia betrachtet werden müsse: «Es ist fraglich, ob mit dem fortwährenden Abbau von journalistischer Leistung das Versprechen von Verleger Pietro Supino noch eingehalten werden kann, wonach der Journalismus im Zentrum des Geschäftsmodells von Tamedia stehe.» Die Belegschaft könne auf die «volle gewerkschaftliche Unterstützung zählen».
«Keine halben Sachen!»: Unter diesem Titel hat die Belegschaft bereits im April ein Manifest veröffentlicht, in dem der Stellenabbau und die Fusion der Redaktionen kritisiert werden. Bereits haben sich rund 1’000 Personen aus der Öffentlichkeit mit der Belegschaft solidarisiert.
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