Solothurner Filmtage – immer auch ein Treffpunkt der Medien- und Journalismusszene. Und ein Ort der politischen Statements. Von Philipp Cueni
Journalismus als Thema im Film. Es wird für viele Dokumentarfilme nicht nur fleissig recherchiert. In "Die Lügen der Sieger" recherchiert ein Journalist zwei brisante Storys, zweifelt aber an seinen Quellen. Der Spielfilm aus dem Jahre 2014 wurde im Rahmen der "rencontre Ursina Lardi" gezeigt. Die Frage der Recherche-Quellen sind ein Thema in zwei Doks, welche sich beide mit Whistleblowern beschäftigen. Vera Freitag portraitiert in "Preis der Wahrheit" Margrit Zopfi und Sherron Watkins, welche über Unregelmässigkeiten bei ihrer Amtsstelle informierten. Werner "Swiss" Schweizer erzählt die Geschichte von Rudolf Elmer, welcher den Medien Insiderinformationen zu Steuerhinterziehungen aus der Bank "Julius Bär" zutrug.
Traditionell ist der Dokumentarfilm im Solothurn stark vertreten – auch mit reinen TV-Produktionen. Auffallend ist das neue Angebot unter dem Titel " TV- und Webserien", in welcher mit neuen Möglichkeiten des Geschichtenerzählens experimentiert wird. Noch vor wenigen Jahren hätte das als Teil der Filmtage bei vielen Schweizer Filmschaffenden massive Kritik provoziert – das ist nicht "Film". Heute gehört das mit zur Realität.
Ist es die Hälfte – oder gar mehr? In sehr viele Werke, welche in Solothurn gezeigt werden, steckt Geld der SRG drin. Die SRG ist mit ihren Eigenproduktionen und ihren Beteiligungen via "pacte de l’audiovisuel" zusammen mit dem Bund (BAK) der grösste Filmproduzent der Schweiz. Nach – wie der SRG-Sprecher freimütig erzählte – langen und schwierigen Verhandlungen zwischen dem Rundfunkunternehmen und den sieben Filmverbänden hat man sich wieder auf einen neuen "pacte" geeinigt – sogar auf höherer Finanzierungsebene. Neu werden es 27.5 Millionen sein – zusammen mit den 13 Millionen für eigene Fernsehproduktionen steckt die SRG damit 40 Millionen in den Film.
Einen grossen Applaus holte sich SRG-Direktor Roger de Weck vor der versammelten Filmbranche aber nicht wegen dem pacte, sondern wegen einer hochpolitischen Rede. Er kritisierte die Infragestellung des Service public im Medienbereich und ordnete diese Angriffe ein: Es sei dies Teil einer grundsätzlichen Infragestellung einer traditionellen demokratischen, offenen und solidarischen Konzeption der Schweiz. Es würden wichtige Institutionen dieses Landes grundsätzlich schlecht gemacht.
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