Die breite Verfügbarkeit von Künstlicher Intelligenz verändert den Kampf gegen Fake News. Das Problem ist dabei weniger die Qualität der Fälschungen, als die zu erwartende Quantität: Die neuen Tools machen es sehr einfach, Bilder zu fälschen. Die Deutsche Presseagentur zeigt deshalb in einem kostenlosen Whitepaper Tricks für den Kampf gegen KI-generierte Fake News.
Mehr als die Hälfte der Menschen in Europa hat noch nie Informationen aus dem Internet auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. «Ein grosser Teil der Bürgerinnen und Bürger hat Schwierigkeiten, korrekte Tatsachenbehauptungen von Lügen, Irrtümern und Desinformations-Kampagnen zu unterscheiden», schreibt die Deutsche Presseagentur (DPA) in einem neuen Whitepaper über den Faktencheck. Die
Folge: Viele Menschen sind tief verunsichert, weil sie Fakes und Fakten kaum unterscheiden können. Dabei wäre die Prüfung oft keine Hexerei. «Die im Netz verbreiteten Falschinformationen sind in den seltensten Fällen geniale Fälschungen», schreibt die DPA. Die meisten Fake News hätten «die Qualität einer aus dem Farbkopierer gezogenen Blüte». Häufig handle es sich bei Falschbehauptungen ursprünglich gar um Scherze, die sich im Netz selbstständig gemacht hätten. Die DPA vergleicht diese Art der Fake News mit einem «täuschend echten 75-Euro-Schein».
Ein solcher «75-Euro-Schein» war ein Bild von Papst Franziskus, das den Pontifex im Stil eines Rappers in eine weisse Balenciaga-Jacke gekleidet zeigte. Obwohl das Bild fototechnisch sehr gut war, kamen Faktenchecker rasch zum Schluss, dass es sich um eine Fälschung handelt. «Selbst wer nicht über eine Bilder-Rückwärtssuche auf den Reddit-Beitrag stiess, kam über klassische journalistische Techniken ans Ziel», schreibt Arne Beckmann, Faktencheck-Redakteur und KI-Spezialist bei der DPA. Mit «klassische journalistische Techniken» meint er Fragen wie: «Warum gibt es nur ein Foto vom Papst in hipper Daunenjacke? Warum hat niemand sonst den Papst in seinem Aufzug fotografiert, als er durch die Strassen lief? Und wo ist der Papst zum angeblichen Aufnahmezeitpunkt eigentlich wirklich gewesen?»
Weil auch gegen KI die klassischen journalistischen Werkzeuge für das Entlarven von Falschinformation zum Einsatz kommen, hat die DPA ein lesenswertes Whitepaper zum Thema zusammengestellt. Entstanden ist dabei ein kleiner Werkzeugkasten für die Entlarvung von Fake News. Zum Beispiel eine Seite mit den zehn goldenen Regeln der digitalen Verifikation. Oder die Liste mit neun weitverbreiteten Arten von Fakes und konkrete Tipps dazu, wie man sie mit entlarven kann.
Faktencheck-Redakteur Arne Beckmann resümiert: «Die Fortschritte im Bereich sogenannter Künstlicher Intelligenz sollten Faktencheckerinnen und Faktencheckern nicht nur Sorge bereiten.» Er ist überzeugt, dass die neuen Techniken auch grosse Chancen bieten. Etwa für «Tools, die dabei helfen können, Tatsachenbehauptungen zu erkennen, mit anderen zu vergleichen und zuzuordnen. Faktencheck-Teams können sich durch KI Vorteile verschaffen, die bisher mit mühsamer Arbeit verbunden waren.»
Das DPA-Whitepaper «Faktencheck auf neuem Terrain: Medienkompetenz stärken und Desinformation bekämpfen im Zeitalter der KI» ist hier kostenlos verfügbar.
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