Sabrina Weiss ist Journalistin und Autorin in Zürich und ist Mitbegründerin des Netzwerks Klimajournalismus Schweiz.
Wer die Hitzewellen dieses Sommers in den Medien verfolgt hat, wird Schlagzeilen über brennende Wälder, Stromausfälle, Verkehrschaos, Bewässerungsverbote, gar Todesfälle aufgrund extremer Hitze gesehen haben. Viele der Berichte über Rekordtemperaturen in der Schweiz und Europa wurden aber von Bildern begleitet, auf denen sich Menschen in der Sonne vergnügten – Kinder, die fröhlich in Stadtbrunnen planschen, überfüllte Seeufer, der Sprung in den Fluss. Vielleicht ein Symbolbild von Thermometern oder Altersheimen, um auf die erhöhten Risiken für ältere Menschen aufmerksam zu machen.
Die Art und Weise, wie die Medien über Hitzewellen und im Allgemeinen die Klimakrise berichten, prägt die Art und Weise, wie sich die Gesellschaft mit dem Thema auseinandersetzt. Wenn Bildredakteure erst spät in den redaktionellen Prozess einbezogen werden, kann es passieren, dass sie zwar das Thema bebildern, aber nicht die eigentliche Geschichte. Es entsteht eine Lücke zwischen Bild und Text – und am Ende erinnern sich die Leserinnen und Leser nur noch ans Bild.
Aber nicht nur die entkoppelte Arbeit zwischen den einzelnen Ressorts und den Bildredaktionen ist bei der Berichterstattung über die Klimakrise zu bemängeln. In den Medien wird der Klimawandel vor allem von Wissenschaftsredaktionen behandelt und nicht als ein Thema, das alle Lebensbereiche betrifft. Für Journalistinnen und Journalisten, die über Finanzen, Sport, Mode oder Essen und Trinken berichten, ist er aber genauso ein Thema.
Im Netzwerk Klimajournalismus Schweiz wollen wir auch jenen einen Raum bieten, die nicht ausschliesslich über Klima und Umweltthemen berichten, aber daran interessiert sind, mit Fachleuten aus Journalismus, Wissenschaft und Politik die neuesten Erkenntnisse und Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise zu diskutieren. Wir fragen uns zum Beispiel, wie wir die Komplexitätder Klimakrise verständlich darstellen können, wie wir Lesende, Zuschauende und Zuhörende befähigen können. Welche Narrative, welche Sprache, welche Formate sind geeignet? Wie können wir Alarmismus vermeiden und stattdessen Lösungen kritisch diskutieren?
Unsere Mitglieder:innen werden sich hoffentlich ermutigt fühlen, praktisches und interdisziplinäres Wissen in ihren Redaktionen zu teilen und mit Kolleg:innen an Geschichten zu arbeiten, idealerweise über den Röstigraben hinweg.
Florent Hiard: Wir alle machen Klimajournalismus
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